Beziehung stellt wohl einen der schwierigsten Lebensbereiche dar und wirft bei den meisten Menschen oft die größten Probleme auf. Vielleicht denkst auch du immer wieder, daß du viel glücklicher sein könntest, wenn du mit einem anderen Partner liiert wärst. Möglicherweise machst du die Erfahrung, daß sich deine große Liebe, an die du viel Erwartungen gesetzt hast, nach der anfänglichen Zeit von Leidenschaft und Glück wieder dramatisch in Luft auflöst. Es mag auch sein, daß du mit keiner Person so sehr an die Grenzen deiner Beherrschung gerätst wie mit deinem so sehr geliebten Mann. Gerade die Liebe läßt den Menschen leiden und fügt ihm große Enttäuschungen im Leben zu. Das wirft natürlich die Frage auf, warum gerade in der Liebe und in der Sexualität die meisten und schwerwiegendsten Probleme auftreten, obwohl man hier doch eigentlich die größte Chance haben müßte, endlich glücklich zu sein.
Das Beziehungsverhalten wird schon in der frühesten Kindheit durch die Eltern-Kind-Beziehung (vor)geprägt. In einem Menschen laufen meist völlig unbewußt die Beziehungsmuster ab, die er über das Verhalten seiner Eltern in den ersten Lebensmonaten rein intuitiv wahrgenommen hat. Der kleine Mensch kann über sein Wahrnehmungsgefüge die Reaktionen seiner Bezugspersonen nur emotional aufnehmen - und er fügt diese in sein persönliches Wertesystem ein, mit dem er dann feststellt, ob er sich geliebt oder eher abgelehnt fühlen kann. Wenn bei einem Säugling die Bedürfnisse nach Nähe und Zuwendung aus den verschiedensten Gründen nicht befriedigt werden können, wird er sein emotionales Defizit in sein Selbstwertgefühl miteinbauen und die Welt so betrachten, daß für ihn "niemals" genügend Versorgung und Zuwendung da sein kann. Das Kleinkind lebt im Hier und Jetzt und kann nicht auf Erfahrungen, die ihm eine positivere Sichtweise geben könnten, zurückgreifen. Die frühkindliche, emotionale Erfahrungswelt manifestiert sich im Beziehungsverhalten des Erwachsenen - so daß die positiven und negativen Erfahrungen des Kleinkindes auf Partnerschaften im späteren Leben immer noch eine Auswirkung haben. Das kann zum Beispiel dazu führen, daß deine Handlungen von einem Willen gesteuert sind, der aus der Welt der Triebe kommt und mit naiver Wildheit durchgeboxt wird. Folglich gibst du dich als stürmische Liebhaberin, die frank und frei ihre Absichten in puncto Sex klarmachen kann. Du ähnelst einem Rädelsführer, der keine meuternde Mannschaft duldet. Deshalb drängst du auch in Liebesangelegenheiten mit Nachdruck darauf, daß deine Wünsche erfüllt werden. Falls du trotzdem abgewiesen wirst, wirst du in deinem Frust aufbrausend oder zumindest recht ungehalten. Zum Nachgeben fühlst du die dich eher gedrängt als bewegt - und empfindest das auch als persönliche Niederlage. Wenn du verliebt bist, fällt es dir zeitweise sogar staunenswert leicht, den Willen eines anderen Menschen zu respektieren. Im allgemeinen wirst du in Liebesdingen jedoch zunehmend Rücksichtnahme und Kompromißbereitschaft lernen müssen.